Mit seinem Vorschlag, die Betzdorfer Hindenburgbrücke in Fritz Bauer-Brücke umzubenennen, hat Uwe Striegl. wie ich denke, einen wichtigen Denkanstoß gegeben. Wir erinnern mit Straßennahmen an Persönlichkeiten, die uns ein Vorbild sein sollen. Hindenburg aber steht für eine hochproblematische, demokratieskeptische und antiparlamentarische deutsche Tradition. Zusammen mit Ludendorff hat er nach dem 1. Weltkrieg die Dolchstoß-Legende vertreten. Sie besagte, dass das deutsche Heer -„im Felde unbesiegt“ – in der Heimat von heimtückischen linken Kräften, Bolschewiken und Juden, um den Sieg gebracht worden sei. In Folge dieser Hetze wurden führende Politiker der Weimarer Republik, wie Kurt Eisner, Matthias Erzberger, Walter Rathenau und andere von Rechtsextremisten ermordet. Hindenburg selbst hat als Reichspräsident die deutsche Jugend dazu aufgerufen, „ie Schande von Versailles“ wieder wett zu machen und damit den Nazis eine wichtige Legitimationsgrundlage für den 2. Weltkrieg geliefert.
1933, am „Tag von Potsdam“, das war die Eröffnung des Reichstages nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, trat Hindenburg in seiner Generalfeldmarschalls-Uniform des Kaiserreiches zusammen mit Hitler auf, um den Deutschen zu zeigen, die Nazis stehen auch in dieser Tradition des Kaiserreichs.
Dieses Kaiserreich aber war bis auf die Knochen antijüdisch eingestellt gewesen. Nach seiner erzwungenen Abdankung 1918 hatte Wilhelm II. über die Beteiligung von deutschen Juden an seinem Sturz geäußert: „Kein Deutscher vergesse das je, und ruhe nicht, bis diese Schmarotzer vom Deutschen Boden vertilgt und ausgerottet sind! Dieser Giftpilz am Deutschen Eichbaum!“ Später schrieb er: „Ich glaube, das Beste wäre Gas.“
In einer Zeit, in der wieder Rechtsextreme gegen unsere Demokratie hetzen und zu Mord und Totschlag an Repräsentanten unserer Gesellschaft aufrufen, ist es dringend notwendig, sich Gedanken zu machen über demokratiefeindliche Traditionen in unserer Geschichte und diese gegebenenfalls zu verändern und durch bessere zu ersetzen.
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