Medizinische Versorgung im Kreis Altenkirchen

Die Rheinzeitung hat eine Veröffentlichungsreihe zur Medizinischen Versorgung im Kreis Altenkirchen gemacht und dazu den Kreistagsfraktionen die im Anschluss aufgeführten Fragen gestellt. Für unsere Kreistagsfraktion hat Anna Neuhof die Fragen beantwortet.

RZ-Frage 1: Wie beurteilt ihre Fraktion das gesundheitliche Versorgungsangebot im Kreis Altenkirchen?

Unserer Auffassung nach gehört zu einer gesundheitlichen Versorgung die fach- und hausärztliche und die pflegerische Versorgung sowie Hebammen- und Palliativmedizinische Angebote zusammen. Ambulante, teilstationäre und stationäre Einrichtungen gehören dazu.
Zum Ist-Zustand: Im ärztlichen Bereich droht eine Mangelversorgung, die Versorgung mit Hebammen und Palliativmedizin ist mangelhaft, die pflegerische Versorgung muss in Anbetracht der demografischen Entwicklung ausgebaut werden.
Ziel muss sein: die Menschen im ländlichen Raum müssen auch weiterhin die gleichen Möglichkeiten wie in den Zentren haben inklusive der Selbstbestimmung bei der Wahl des Arztes, der Pflege und der Einrichtung.

RZ-Frage 2: Droht im ländlichen Raum in absehbarer Zeit ein medizinischer Kollaps?

Wenn nicht gegengesteuert wird drohen zumindest erhebliche Engpässe insbesondere bei der ärztlichen Versorgung. Die wohnortnahen Angebote und somit die gute und einfache Erreichbarkeit werden zumindest für die Menschen in kleineren Ortschaften stark reduziert sein. Die zunehmende Immobilität insbesondere älterer Menschen, aber auch die Herausforderungen für Familien mit Kindern werden zusätzlich Probleme bereiten.

RZ-Frage 3: Wieso wird es immer schwieriger, Ärzte für das Land zu begeistern?

Das Problem ist schon länger bekannt. Ärztinnen und Ärzte haben zu Recht die gleichen Ansprüche an geregelte Arbeitszeiten, Freizeiten und Verdienstmöglichkeiten wie andere auch, ebenso besteht vermehrt der Wunsch als angestellte ÄrztInnen oder in Teilzeit zu arbeiten. Aber auch gute Anbindungen an städtische Einrichtungen sind gewünscht. Hinzu kommt, das die Ausbildung in der Regel an den regionalen Krankenhäusern nicht hinreichend gewährleistet werden kann, weil die Bedingungen als universitäres Lehrkrankenhaus nicht erfüllt werden.

RZ-Frage 4: An welchen Stellschrauben kann die Politik vor Ort drehen, um das künftige medizinische Angebot aufrechtzuerhalten, ggf. sogar zu verbessern?

Die Bemühungen der Vergangenheit müssen fortgesetzt und verstärkt werden. Die runden Tische zum Thema aber auch die Arbeit des kreisweiten Netzwerkes sollten intensiviert werden. Speziell muss auf die Kassenärztliche Vereinigung eingewirkt werden, nicht der Istschlüssel darf ausschlaggebend für die Zulassung niedergelassener Ärzte sein sondern der prognostizierte Stand freiwerdender Praxen (selbst wenn es dadurch zu einer rechnerischen zeitlich begrenzten sog. Überversorgung kommt). Schnelles Internet ermöglicht eine zusätzliche Betreuung durch die Telemedizin. Die Einrichtung medizinischer Versorgungszentren bedingt in Folge eine verkehrliche Infrastruktur jenseits des Individualverkehrs. Gemeinden, aber auch der Kreis müssen überlegen, selbst Ärztinnen oder auch Gemeindeschwestern einzustellen oder ggf. Zuschüsse zu Mieten und Praxiskosten zu übernehmen. Fachärztliche Sprechstunden in bestehenden allgemeinärztlichen Praxen oder anderen Einrichtungen könnten mit Kooperationsverträgen angeboten werden.

Die sogenannten weichen Faktoren wie Kinderbetreuung, Schulangebote, gute Erreichbarkeit von Städten, aber auch die Vorteile des Landlebens müssen weiterhin und offensiv beworben werden.

RZ-Frage 5: Wer gehört mit ins Boot, um den ländlichen Raum nicht von der medizinischen Versorgung abzunabeln?

Die grundsätzlichen notwendigen Änderungen liegen in der Verantwortung der Länder und des Bundes. Bessere Bezahlung der Pflegeberufe, mehr Pflegekräfte, Abschaffung des Schulgeldes für Heilberufe, Änderungen beim Numerus Clausus, veränderte Bedingungen für universitäre Lehrkrankenhäuser und -praxen u.v.m. sind zwingend.
Hier ist verstärkte Einflussnahme zu nehmen. Mit den Universitäten im Umkreis können weitere Kooperationen vereinbart werden, z.B. regelmäßige Infoveranstaltungen. Der Kreis muss verstärkt weiterhin Einfluss mit allen möglichen Mitteln nehmen, um die notwendigen Änderungen mithilfe aller politisch Verantwortlichen durchzusetzen. Letztlich gehören auch die Menschen im Kreis mit ins Boot, um die relevanten Bedarfe auch gezielt zu erfahren und um an den Lösungen mitzuwirken.

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